Erwachen der Meeresalgenkultur – von der traditionellen Sammlung zum Ernteroboter

19. Mai 2021

„Algen-Boom“ in Irland (Autor: Corinna Hohlwein)

Wandel und Technisierung in der Algengewinnung

Der Seetang aus irischen Gewässern wird momentan als Superfood in der Region gehandelt. Da der Nährstoffgehalt der Algen sehr hoch ist, gelten sie als besonders gesund und werden auch gerne von Veganern verzehrt. Die Iren verarbeiten die Meerespflanzen mit großem Einfallsreichtum in Würsten, Salat, Brot und Nachtischen. Das Sammeln und Essen von Algen hat in Irland Tradition, die weit zurückreicht.

Früher wurde Kelp als Dünger und Futter für das Vieh gesammelt. Im frühen Industriealter benutzte man Algen für die Herstellung von Pottasche und Seife. Nach 1820 wurden sie zum wichtigsten Lieferanten für Jod in der Pharmazie. Heutzutage befinden sich in vielen Nahrungsmitteln Algenextrakte, die als Verdickungsstoffe wirken. Die Zukunft der Branche hängt jedoch nicht nur von guten Erfindungen ab, sondern auch davon, ob das Ökosystem der der Unterwasserwelt Irlands bestehen bleibt.

Gut ein Fünftel der Ernterechte an der irischen Küste wurden von der einheimischen Regierung an einen kanadischen Multi „Acadian Seaplants“ verkauft, dazu auch die irische Traditionsfirma „Arramara“. Die irischen Kleinunternehmer fürchten bereits um den Schwund ihres Rohstoffs. Umweltrechtler sind alarmiert von einem neuen möglichen Zukunftsbild: Ernteroboter, die den Meeresgrund kahl rasieren. Der Mythos der irischen „sauberen“ Algen würde einen solchen Eingriff nur schwer überleben.

Quelle: aus Süddeutsche Zeitung 7.4.2018; Seetang; Super-Gemüse aus dem Meer von Catrin Lorch

Meeresalgen - früher von Hand gesammelt, heute maschinell abgerntet (Quelle: Adrian Craig, www. unsplash.com)